Gehmeditation
Gehmeditation ist eine Achtsamkeitspraxis, die in der bewusste Aufmerksamkeit einen Schritt vor den anderen setzt. Das meditative Gehen, das Schritt für Schritt zur inneren Ruhe und zum eigenen Ankerpunkt zurückführt. Ein effektives Training zur tiefen Entspannung und zur Aktivierung der sinnlichen Wahrnehmung.
Ankommen im Jetzt
Alles, was wir denken, fühlen und tun, wirkt auf unsere Vorfahren und die künftigen Generationen. Es hallt im gesamten Kosmos wider und hinterlässt seine Spuren. Feine subtile Spuren, die ein gegenseitiges Verbundensein zulassen. Eine Verbundenheit, die ungesehen - unbeachtet wirkt oder sich spürbar - fühlbar - hörbar - sehbar wahrnehmen lässt. Die feinen nicht wahrnehmbaren Wellen dieser Verbundenheit lassen sich durch den bewussten Rückzug erfahrbar machen. Eine geheimnisvolle Reise auf sanften - sandigen - steinigen Wegen im Innehalten und achtsamen Sein im Hier und Jetzt.
Je fokussierter die innere Haltung der Achtsamkeit ausgerichtet und vertieft ist, umso klarer und reinen ist die Ausstrahlung der Gedanken, Gefühle und Handlungen. Dieser bedeutende Aspekt kann wunderbar in der Praxis der Gehmeditation kultiviert werden.
Gehmeditation ist eine Praxis der Achtsamkeit, eine innere Haltung, in der die bewusste Entscheidung die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu halten, umgesetzt wird. Wenn Körper, Atem und Geist in der schrittweisen und achtsamen Bewegung miteinander verschmelzen entsteht ein tiefer Zustand in der Gegenwärtigkeit. Jeder Teil der Bewegung wird zu einem eindrücklichen Moment in einer klaren Bewusstheit. Der fortwährende Prozess der Bewegung ohne Anfang und Ende führt ins Ankommen im gegenwärtigen Augenblick. Entstehen und Vergehen bilden einen Kreislauf, der sich trifft, sich trennt und sich wiedervereint.
If we practice walking meditation for even a few days,
we will undergo a deep transformation and learn how to enjoy peace in each moment.
We smile, and countless beings throughout the cosmos smile back at us ―our peace is so deep.
Wenn wir auch nur ein paar Tage lang Gehmeditation praktizieren,
werden wir eine tiefe Verwandlung durchlaufen und lernen, jeden Augenblick in Frieden zu genießen.
Wir lächeln, und unzählige Wesen im gesamten Kosmos lächeln zurück – so tief ist unser Frieden.
Nach Hause kommen
Gehmeditation ein bewusstes Gehen in Achtsamkeit, um mit jedem Schritt anzukommen. In dieser Einfachheit entfaltet sich Freude - Frieden - Glück, feine Spuren die auch auf unsere Vorfahren und Nachfahren wirken. Eine friedvolle Verbundenheit, die uns gemeinsam ankommen lässt in unserer innersten Heimat.
Als Kinder lernten wir Gehen, dabei war jeder Schritt ein wundervolle Freude. Wir haben uns bewegt und erforschten jeden Augenblick - jeden Schritt, der sich formte und sich auftat. Dies ist die innerste Freude der Gehmeditation, die wir wieder im Einfach gehen lernen können. Genauso können wir wieder gehen um in jedem Moment zu Hause anzukommen. Denn jeder bewusste Schritt führt uns ins Hier und Jetzt.
Gehmeditation - Einfach gehen
Komme achtsam bei dir an - hebe deinen Fuss - atme ein - setze den Fuss vor dir auf den Boden auf - zuerst die Ferse - dann rolle den Fuss bis zu den Zehen ab - atme aus - spüre wie dein Fuss fest auf der Erde steht - du bist angekommen.
Im Zentrum des Seins
Das achtsame Gehen fördert durch die Intension, das innere Streben im Zentrum des Seins anzukommen und dort zu verweilen. Verweilen im vollkommenen Einklang mit der universellen Urenergie, im nondualen Bereich
In der heutigen Weltanschauung nimmt sich der Mensch, den Körper und Geist, als von der Welt getrennte Einheit wahr. Der Mensch ist das Subjekt, der mit Objekten interagiert und dem Angenehmes und Unangenehmes widerfährt. Als Erlebender ist er getrennt von den vielfältigen Ereignissen.
In der östlichen Anschauung ist der Mensch ein Teil des Ganzen. Die Dualität zwischen Subjekt und Objekt ist Illusion, ebenso die Dualität zwischen Gut und Böse, Freud und Leid. Denn Gegensätze bedingen sich, stehen in einer engen Verbindung miteinander und müssen sich nicht ausschliessen.
Als Erlebender ist der Mensch nicht getrennt von seinen Erfahrungen. So wird die Schritt für Schritterfahrung des Gehens aus dem Aspekt des angekommen Seins zur meditativen Praxis im gegenwärtigen Augenblick.
Gehe so, als würdest du die Erde mit deinen Füßen küssen.
Gehen in Meditation
Meditative Bewegungsform
Im gegenwärtigen Moment vollkommen ankommen ist die Essenz der meditativen Bewegungsform.
Die Gehmeditation ist eine meditative Bewegungsform, die zu innerer Ruhe, Gelassenheit und Ausgeglichenheit führt. Drei Aspekte, die wichtig für eine ganzheitliche Gesundheit sind. Jeder bewusste Schritt hilft vor allem bei heftigen Emotionen, tiefen Ängsten und hartnäckigen Sorgen Entspanntheit und ein freudvolles inneres Gefühl in den Alltag zu bringen.
Du kannst Gehmeditation bei jeder anderen Gelegenheit üben, auch zwischen Geschäftsterminen oder wenn du vom Auto in den Supermarkt gehst, Lass dir Zeit beim Gehen!
Thich Nath Hanh
Ursprung der Meditation im Gehen
Die Gehmeditation wird seit Jahrtausenden in nahezu allen spirituellen Traditionen als wertvolle Ergänzung zur Meditation im Sitzen praktiziert. Dabei wird in den asiatischen wie auch in der christlichen Tradition die Einsicht in das menschliche Dasein und den Kreislauf des Lebens gefördert.
Die Gehmeditation ist eine vollwertige Technik der Achtsamkeit, die optimal für westliche Menschen geeignet ist, die gerne viel Bewegung haben. Der meditative Aspekt des Gehens unterstützt dabei den ganzheitlichen Gesundheitsaspekt und verhilft zu einer inneren Klarheit und einem bewussten und bewegten Tun.
Da die Gehmeditation im Verlauf der Jahrtausende vor allem von Mönchen und Nonnen innerhalb des Ordens unterrichtet und praktiziert wurde, hatten Aussenstehende kaum Gelegenheit näheres über die Meditationsform im Gehen zu erfahren. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Öffnung und die Gehmeditation wurde an nicht ordinierte Personen weitergegeben. Der bekannte Meditationslehrer Thich Nhat Hanh hat Werke über die Gehmeditation veröffentlicht und sie so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Langsam und achtsam zu gehen ist eine Handlung der Befreiung. Wir gehen und befreien uns von allen Sorgen, Ängsten, Erwartungen und Anhaftungen.
Natürlichkeit im Gehen
Gehen ist die ursprünglichste und natürlichste Form der Fortbewegung, denn weite Strecken zu Fuss zurückzulegen gehörte über Jahrtausende zum Alltag des Menschen.
In der heutigen Zeit ist das zu Fuss gehen zu Unrecht unpopulär, denn Gehen trainiert den gesamten Organismus und versorgt den gesamten Körper vermehrt mit Sauerstoff. Das bewusste Gehen beugt Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes vor, hält die Gelenke in Schwung und beugt Gelenkserkrankungen vor. Die Bewegungsform des Gehens wirkt sich positiv auf die Verdauung aus und stärkt das Muskel- und Skelettsystem.
Die Leistungsfähigkeit wird ganzheitlich gestärkt und das bewusste Abschalten und Entspannen vom Alltag wird gefördert und wirkt sich so beruhigend auf das Nervensystem und den Geist aus.
Steigerung der Konzentration
Mit Hilfe der Gehmeditation ist es möglich innerhalb von kurzer Zeit in einen Zustand tiefer Konzentration zu gelangen und ein inneres stabiles Gleichgewicht zu bewahren.
Die bewussten Bewegungen des Fusses, die Bewegung des Hebens, des nach vorne Schiebens und des Senkens werden achtsam beobachtet, wahrgenommen und mental abgespeichert.
In diesem Prozess der Bewusstheit wird die Konzentration über eine längere Zeit vertieft und ausgedehnt. Dieser Zustand der Ausdehnung führt zu einer intensiveren Wachheit, Entspanntheit und Klarheit, sodass die Leistungsfähigkeit automatisch gesteigert wird und sich ein Gefühl der Leichtigkeit aufbaut.
Der Reisende ins Innere findet alles, was er sucht, in sich selbst. Das ist die höchste Form des Reisens.
Gehmeditation und Konzentration
Nachhaltige Steigerung der Konzentration und Leistungsfähigkeit
Je intensiver und achtsamer die Gehmeditation ausgeführt wird, umso tiefer entfaltet sich die natürliche Kraft der meditativen Bewegungsform. In der Natur werden die Kräfte der Elemente, des Waldes, des Pfades und der Felder und Wiesen mit allen Sinnen aufgenommen. Ein Gefühl der Frische und Leichtigkeit entfaltet sich über das gesamte Sein.
Die Vorteile der Gehmeditation sind
- Fähigkeit weite Wegstrecken leichter zu meistern
- Erzeugung der Vitalität und der körpereigener Energie
- Steigerung des Energieflusses
- geschulte und länger anhaltende Konzentrationsfähigkeit
- verfeinerte Wahrnehmung und Achtsamkeit
Methode der Gehmeditation
Die Praxis der sitzenden Meditationsformen und der Gehmeditation sind auf der Grundlage eines philosophischen Lehrsystems aufgebaut. Je nach Tradition unterscheiden sich die Grundlagen, jedoch ist der gemeinschaftliche Aspekt die grundlegende Lehre der Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist die Kunst in jedem Moment geistig präsent zu sein und somit voll und ganz in der Gegenwart zu sein. Das bedeutet im Bewusstsein vollkommene Klarheit über den Körper, die Gedanken, die Gefühle und Emotionen und die Handlungen zu haben.
Verschiedene Methoden
- Atembetrachtung
Eine Methode der Gehmeditation befasst sich mit der Atembetrachtung, dabei werden die Schritte oder die Atemzüge gezählt.
In einer weiterführenden Technik der Gehmeditation werden die Schritte und Atemzüge kombiniert geübt, um den Körper und Geist vertiefter in die Ruhe zu führen und Erfahrung der Gehmeditation unmittelbarer zu erleben.
- Verwurzelung
Eine weitere verbreitete Methode besteht darin, die Bewegungen der Füsse zu beobachten und die Füsse bewusst abzurollen. Dabei wird die Zentriertheit und Verwurzelung mit dem Element der Erde gefördert.
- Gesänge und Texte
In etlichen Traditionen werden in der Gehmeditation Mantras, kontemplative Texte oder Gebete genutzt, um die Konzentration und Geistesklarheit während dem Gehen aufrecht zu erhalten ohne abzuschweifen.
- Geistige Qualitäten
Selbst philosophische Elemente wie die vier Unermesslichen oder die vier unermesslichen Qualitäten, wie Liebende Güte, Mitgefühl, Freude und Gleichmut können ihre Anwendung in der Gehmeditation finden.
Ein bekannter Vertreter dieser Praxis der Gehmeditation war der buddhistische Mönch und Zenmeister Thich Nath Hanh.
Verschiedene Gehformen
Die Art und Weise des Gehens unterscheidet sich in den verschiedenen Traditionen der Gehmeditation in einigen wesentlichen Punkten.
- Die Gehmeditation wird in einer Gruppe nahe beieinander in einer Kreisform geübt.
- Die Gehmeditation wird über eine längere Wegstrecke in einem schnellen oder langsamen Tempo absolviert.
- Für die Gehmeditation wird eine kurze Gehstrecke mit einem langsamen Hin- und Hergehen gewählt.
- Gehmeditation wird im Wechsel mit Sitzmeditation geübt.
Wenn du Gehmeditation übst und erkennst, dass du auf dem schönen Planeten Erde schreitest, wirst du dich selbst und deine Schritte in einem ganz anderen Licht sehen und von den engen Sichtweisen und Begrenzungen befreit werden.
Ich bin angekommen
Ich bin angekommen ist wohl eine der tiefgründigsten Lehren und zugleich auch die kürzeste Lehre. Kehren wir bewusst zu unserem Atem zurück, kehren wir zum gegenwärtigen Augenblick im Hier und Jetzt zurück. Wir müssen nicht darum ringen und kämpfen irgendwo anzukommen.
Lernen wir unser Leben im Hier und Jetzt zu schätzen und führen wir uns vollkommen zurück in das achtsam Sein im gegenwärtigen Augenblick. Bereits einige Gehmeditationen werden uns verwandeln und uns innerlich wachsen lassen. Wir tragen ein Lächeln im Gesicht, und zahlreiche Wesen im Kosmos schenken uns ein freudiges Lächeln zurück - so tief und rein ist unsere Freude.
Alles was wir fühlen - denken - tun, hat auf uns, unsere Vorfahren und künftigen Generationen eine Wirkung, die sich entfaltet. Sie durchdringt den gesamten Kosmos und wirkt in Verbundenheit.
Der Geist kann sich in tausend Richtungen zerstreuen, doch gehe ich in Frieden auf diesem wunderschönen Pfad. Bei jedem Schritt weht ein sanfter Wind. Bei jedem Schritt erblüht eine Blume.
Tausende von Wegen können unsere Gedanken uns in die Welt der Unachtsamkeit führen. Unachtsam - unbewusst gestalten sie subtile Formen, die ohne unser Zutun wirken.
Verwandeln wir unser Gehen in eine Meditation, können wir jeden unserer Schritte bewusst tun. Unser Atem wird mit jedem Schritt in Harmonie sein. Und unser Geist wird sich auf sanfte Art und Weise entspannen. Jeder Schritt des Gehens wird unseren Frieden und unser innere Freude stärken und ein stiller Energiestrom wird uns vollkommen durchdringen.
Von Ort zu Ort
Jeden Schritt können wir geniessen und in ihm die Wirkung der Gehmeditation entfalten. Wandern, spazieren oder gehen wir von einem Ort zum anderen nehmen wir die Essenz des bewussten Gehens vollkommen in uns auf und kultivieren die Freude in uns Selbst.
Jeder noch so kurz Weg, ein Treppe rauf und runter, nehmen wir achtsam in unsere Kultivierung des Gehens auf. Pilgern wir von einer Stadt zur anderen Stadt geniessen wir das Gehen über Stock und Stein - über Wiesen und Felder - über Berge und Täler. Mit jedem Schritt können wir unsere Energie und Lebenskräfte erwecken und entfalten und mit einem freudigen Herz in die Welt hinauf gehen.
Pilgern - Eine innere Einkehr
In früheren Zeiten pilgerten die Menschen fast ausschliesslich aus religiösen und kirchlichen Motiven. In der modernen Zeit geht es darum, den Stress des Alltags hinter sich zu lassen und den Kopf freizubekommen. Nichtsdestotrotz bleibt der Weg des Pilgerns ein spiritueller Pfad zu sich selbst.
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