Die symbolischen Ausdrucksformen der tibetischen Gebetsfahnen
Traditionellerweise sind die farbigen oder zuweilen auch weissen Flaggen der tibetischen Gebetsfahnen mit Symbolen, Gebeten oder Mantras bedruckt, um die spirituelle Ausrichtung und Symbolik der buddhistischen Philosophie zu repräsentieren.
Tibetische Gebetsfahnen – eine farbenfrohe Symbolik
Das bunte Schauspiel von wehenden Gebetsfahnen gehört im Tibet und in Nepal zum alltäglichen Leben und ist immer präsent. Die tibetisch buddhistische Bevölkerung schmückt mit den farbigen Gebetsfahnen die Häuser und Vorgärten und dem Wanderer begegnen sie auf einsamen Bergwegen. In Klöstern und tibetischen Tempeln zieren sie Toreingänge, Türme, Stupas und das umliegende Gelände, um als Symbolträger und Bote verborgener Weisheiten zu wirken.
Tibetische Gebetsfahnen tanzen im Wind und lassen den Zauber über ihre Farbenpracht weit und verheissungsvoll in die Ferne tragen. Die bunten Gebetsfahnen sind im tibetischen Kulturraum der Himalayaregionen und dem Hochland an jedem Bergpass und auf jedem Berggipfel zu sehen. So wehen die geheimnisvollen Fahnen mit ihren aufgedruckten Silben und Symbolen in den grossflächigen Gebieten des Himalayas im Wind und tragen die philosophischen Weisheiten des Buddhismus weit in die Welt hinaus.
Die kleinen rechteckigen Flaggen in den Farben blau, gelb, grün, rot und weiss sind auf einer langen Schnur wie Perlen aneinandergereiht. Schon von weitem schillern die farbigen Rechtecke und ziehen den Blick in ihren Bann. Ihre anziehende Wirkung lässt die Farben erkennen, doch die aufgedruckten Symbole sind erst aus der unmittelbaren Nähe sichtbar. Geheimnisvoll und mysteriös wirken die tibetischen Gebetsfahnen auf alle jene, die ihre tiefgründige Bedeutung nicht kennen.
Die tibetischen Gebetsfahnen werden auch bei verschiedenen Zeremonien und Festen verwendet, wie bei Hochzeiten, Beerdigungen und anderen traditionellen Feierlichkeiten.
Traditionelle Philosophie der tibetischen Gebetsfahnen
Gebetsfahnen wehen mit den Bewegungen des Windes so lange bis sie sich durch die Witterung und die Vergänglichkeit der Zeit auflösen. Neue bunte Fahnen werden immer wieder zu den alten ausgefransten Stoffketten gehängt, sodass das Kommen und Gehen des Lebensrhythmus und der Vergänglichkeit sichtbar offenbart wird.
Fünf Farben prägen die Ausdrucksform von fünf Symboliken, die im tibetischen Buddhismus eine zentrale Rolle im philosophischen Verständnis spielen. Die fünf Farben gelb, grün, rot, blau und weiss repräsentieren die fünf Elemente der Natur. Jedoch hat die Zahl fünf im tibetischen Buddhismus noch weitere Bedeutungen wie die vier Himmelsrichtungen und das Zentrum, die fünf Buddhafamilien, die fünf geistigen Attribute und die fünf Weisheiten. So werden in Form der fünf Farben der fünf Elemente auch die fünf Dhyani Buddhas repräsentiert.
Die ganzheitliche Natur des äusseren, des inneren und des geheimen Körpers sind auf den fünf Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum aufgebaut. Die weisse Farbe steht für den Raum und das Zentrum, blau symbolisiert das Wasserelement und den Osten, der Westen steht in Verbindung mit rot und dem Feuerelement, die gelbe Farbe steht für das Erdelement und die südliche Himmelsrichtung und die grüne Farbe zeigt den Norden an und steht für das Windelement. So repräsentiert die tibetische Gebetsfahne mit den aneinandergereihten farbigen Fahnen die Weisheit der Natur auf allen Ebenen.
Die Symbolik des tibetischen Windpferdes
Die farbigen Fahnen werden oft mit dem Symbol des tibetischen Wildpferdes bedruckt. Die Ursprünge des Windpferdes liegen im Gebiet der heutigen Mongolei sowie in Tibet in der schamanischen Bönkultur. Der tibetische Begriff «rlung rta» bedeutet «Windpferd» und spiegelt die Symbolik der Kraft des Windes wider. Im Mittelpunkt der Gebetsfahne verweilt das Windpferd umrandet von den vier Tieren der Himmelrichtungen. Oben rechts der Drache, oben links der Garuda, unten rechts der Schneelöwe und unten links der Tiger, symbolisieren die vier Tiere die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft und die vier Himmelsrichtungen.
Wie das im Wind fliegende Pferd flattern die aufgedruckten Windpferde und tragen die innewohnende Weisheit hoch über die Gebirgsketten, Wälder und Wiesen in die weite Welt hinaus.
Tibetische Gebetsfahne mit Mantra
Auf die tibetischen Gebetsfahnen werden je nach Verwendung und Aussagekraft mit einem traditionellen Holzdrucks Mantras oder Gebete aufgedruckt. Mantraaufdrucke beinhalten oft das traditionelle Mantra des Mitgefühls om - mani - padme - hum. Die innewohnende Aussagekraft des Mitgefühls und des inneren Glücks soll mit der Kraft des Windes in die Welt getragen werden. Zur Unterstützung der Bedeutung des Mantras ist auf vielen Gebetsfahnen in der Mitte der farbigen Flaggen die mythologische Figur des tibetischen Windpferdes abgebildet. So werden durch das Flattern des mit dem im Wind fliegenden Pferdes die Gebete und Aussagekraft des Mantras in den Himmel und die gesamte Welt getragen.
Die spirituelle Kraft – eine innere Geisteshaltung
Die Gebetsfahnen werden von der tibetischen Bevölkerung meist zu besonderen Anlässen oder Festen aufgehängt. Das Aufhängen der farbigen Gebetsfahnen wird begleitet von einer achtsamen inneren Geisteshaltung von Mitgefühl und Liebe für alle fühlenden Wesen, von Meditation, einem Ritual und dem Singen von Mantras.
Tibetische Gebetsfahnen stehen für die Förderung und Stärkung von Mitgefühl, Frieden und Weisheit. Sie tragen nicht wie unbedarft angenommen die Gebete zu den Göttern. Der Wind trägt die guten Absichten und Mantras zu allen lebenden Wesen, um sie zu inspirieren. Tibetische Gebetsfahnen sind philosophisch betrachtet mehr als farbige Dekorationen, die die karge Landschaft und Gebirgslandschaft schön gestalten. Die spirituelle Kraft wird über die innere wohlwollende Geisteshaltung und die Bereitschaft sich spirituell weiterzuentwickeln getragen.
Hüte Dich vor negativen Gedanken, denn sie greifen Körper und Geist an. Sie sind die ersten Symtome des Übels. Heile Deinen Geist, wenn Du Deinen Körper heilen willst. Schule Dich in positivem Denken, selbst in den Prüfungen Deines Lebens.
Die tibetischen Gebetsfahnen - ein farbenfroher Hinweis auf das innewohnende Potenzial
Die tibetische Gebetsfahne repräsentiert über die Symbolik der Farben, die aufgemalten Tierformen, die aufgedruckten Mantras und Silben die ursprüngliche innewohnende Natur. Herrlich bunt flattern sie verspielt auf Dächern, Tempeln und Brücken oder in Vorgärten und erinnern an die tiefgründigen Weisheiten des Lebens und der Vergänglichkeit.
Wie werden tibetische Gebetsfahnen hergestellt?
Ursprünglich wurden die traditionellen Gebetsfahnen im Holztafeldruckverfahren, auch Blockdruck, hergestellt. Heute wird das Holzdruckverfahren nur noch selten von Druckereien angewandt. Aufgrund der grossen Nachfrage und dem Preisdruck werden mittlerweile die meisten tibetischen Gebetsfahnen im Siebdruckverfahren auf Polyesterstoffe gedruckt. Dies führt dazu, dass 95 % der Gebetsfahnen mit dem tibetischen Windpferd produziert werden und nur zu speziellen Anlässen werden die traditionelleren Gebetsfahnen mit Mantras, den fünf Dhyani Buddhas oder anderen Symbolen mit dem bewährten Holzdruckverfahren bedruckt.
Wegen des günstigen Preises werden meistens Polyesterstoffe für die Herstellung der Gebetsfahnen benutzt. Früher wurden die tibetischen Flaggen aus Baumwolle, Seide oder Papier produziert. Die Tibeter nutzen den Vorteil der Polyesterfahnen, weil dieses Material witterungsbeständiger ist. Selbst bei Gebetsfahnen aus Baumwolle werden mittlerweile Schnüre aus Kunstfasern verwendet, weil diese reissfester sind und länger halten.
Doch die tibetischen Gebetsfahnen werden nicht für die Ewigkeit hergestellt. sie sollen regelmässig erneuert werden, denn ihr Verschleiss ist der Ausdruck der steten Vergänglichkeit. Das Ausfransen der Gebetsfahnen und das Verbleichen der Farben ist gewollt, deshalb sind sie traditionell nicht eingesäumt.
Wie werden die tibetischen Gebetsfahnen bedruckt?
Vielfältige Motive und Symbole zieren die wunderschön farbigen Gebetsflaggen, die mit den Bewegungen des Windes wehen. So wird je nach Motiv oder Symbol ein differenter symbolischer Ausdruck und Wunsch in die Welt getragen.
Krafttiere wie der Garuda, der Tiger, der Schneelöwe, der Drache oder das Windpferd können die aneinandergereihten Flaggen zieren. Die acht tibetischen Glückssymbole Schirm, Fische, Schatzvase, Lotus, Muschel, endloser Knoten, Siegesbanner und Rad verheissen auf den im Wind wehenden Gebetsfahnen die glücksverheissenden Attribute Buddhas. Ein weiteres Symbol, das die Gebetsfahne zieren kann ist das Kalachakrasiegel, das auch zur Förderung des Weltfriedens genutzt wird.
Je nach Festlichkeit und symbolischer Ausdrucksform zieren die verschiedenen Formen der Buddhas und deren Mantra; Shakyamuni, Medizinbuddha, Amitayus, Manjushri, Padmasambhava, Sitatapatra, Vajrakila, Namgyalma, Grüne oder Weisse Tara die lustig im Wind wehenden Gebetsflaggen.
Spirit-of-Tibet ein tibetischer Laden in Weggis
Der tibetische Händler Karma Dukgyal bietet in seinem Laden Spirit-of-Tibet in Weggis eine breite Palette von verschiedenen tibetischen Gebetsfahnen mit unterschiedlichen Aufdrucken und Grössen an.
Besuchen Sie den Laden von Karma Dukgyal an der Seestrasse 58 im Unterdorf von Weggis, um sich einen Überblick über sein wunderschönen Sortiment zu verschaffen.
Geschichte der tibetischen Gebetsfahne
Die tibetischen Gebetsfahnen wurden ursprünglich vor mehr als 2000 Jahren als Schutz verwendet, um das tibetischen Volk im Krieg zu schützen. Die tibetischen Kämpfer trugen farbige Banner bedruckt mit Symbolen in die Schlachten, um die kämpfenden Männer vor Verletzungen und dem Tod zu schützen.
Während der alten Bön Kultur nutzen die Menschen farbenfrohe Fahnen zum Schutz vor Naturgöttern. Sie bemalten die Fahnen mit Symbolen von Krafttieren, wie dem Garuda, dem Tiger, dem Drachen und dem Schneelöwen. Die Fahnen trugen die fünf Farben der fünf Elemente, blau für Himmel oder Raum, weiß für Luft und Wolken, rot für Feuer, grün für Wasser und gelb für Erde. Bis heute ist nicht bekannt, ob die Bön Schamanen Mantras und Gebete auf die Fahnen schrieben, denn zu dieser Zeit existierte hauptsächlich die mündliche Überlieferung.
Etwas 700 v. Chr. brachte Padmasambhava den Buddhismus aus Indien nach Tibet. Ab diesem Zeitpunkt wurden Texte, Mantras, vielfältige Symbole und verschiedene Buddhaformen eingeführt und auch auf die tibetischen Gebetsfahnen geschrieben oder gemalt.