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Drukpa Kagyü Zentrum Schweiz

Für den tibetischen Mönch Lama Pema Wangyal geht es im Leben darum etwas Sinnvolles aus seiner Lebenszeit zu machen. Er will sein kostbares Leben nicht vergeuden, sondern die Zeit in den Aufbau des ersten Drukpa Kagyü Zentrum in der deutschsprachigen Schweiz investieren.

Drukpa Kagyü

Die Drukpa Kagyü Linie gehört zu den acht kleineren Schule der Kagyü Schulrichtung des tibetischen Buddhismus. Sie stellt in der heutigen Zeit in Bhutan neben der Nyingma Tradition die grösste buddhistische Schule dar. Drukpa entstammt dem tibetischen Wort Druk oder Drug und bedeutet Drache.

Die Drukpa Kagyü Schule entwickelte sich aus der Tradition des Meisters Lingre Pema Dorje, auch Lingrepa, einem Schüler des Phagmo Drukpa Dorje Gyelpo. In Westtibet wurde sie von einem Schüler Lingrepas, Tsangpa Gyare Yeshe Dorje gegründet. Bereits in frühen Jahren meisterte Tsangpa Gyare die tantrischen Praktiken der Sechs Yogas von Naropa und des Mahamudra. Als Entdecker spiritueller Textlehren entdeckte er die Texte und Textstellen, die von Rechungpa, einem Schüler von Milarepa verborgen wurden.

Der Name Drukpa beruht einer Legende gemäss auf einem Ereignis während einer Pilgerreise, die Tsangpa Gyare und seine Schüler in Tibet unternahmen. Während der Wanderung erschienen ihnen neun Drachen, die vor ihnen aus der Erde hervorkamen und sich geschwind dem Himmel entgegen emporschwangen. Gleichzeitig mit dem Hochsteigen der Drachen soll ein Blumenregen niedergeregnet sein.

Ein wichtiger Schüler von Tsangpa Gyares Neffe war Phaja Druggorn Shigpo, der die Menschen in den Tälern Westbhutans in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Buddhismus in der Übertragungslinie der Drukpa Schule bekehrte. Eine einfache Lebensweise und die geringe Bedeutung materieller Besitztümer sind bezeichnend für diese Schule.

Die Drukpa Schule brachte viele Gelehrte und Siddhas hervor. Ein bekannter Meister dieser Lehre war der berühmte Mahasidda Drukpa Künleg, der in Tibet für seine verrückte Weisheiten bekannt war. Auch der Meister Lopön Tsechu Rinpoche, der im Westen verschiedene Übertragungen der Karma Kagyü Schule weitergab, entstammt ursprünglich der Drukpa Schule.

Das Oberhaupt der Drukpa Kagyü Schule trägt den Titel Gyalwang Drukpa. Die Gyalwang Drukpas gelten als Tulkus des ersten Gyalwang Drukpa Tsangpa Gyare, der von 1161–1211 lebte.

Die Drukpa Kagyü Linie musste während dem Einmarsch der Chinesen zusehen wie fast alles aus ihrer Tradition zerstört wurde.

Lama Pema Wangyal

Gyalwang Drukpa

Gyalwang Drukpa ist das spirituelle Oberhaupt des 800 Jahre alten Drukpa Ordens, der sich im Himalaja befindet. Jigme Pema Wangchen ist die zwölfte Inkarnation von Tsangpa Gyare, dem Begründer des Drukpa Ordens. Unter der Schirmherrschaft von Gyalwang Drukpa stehen über 800 Klöster. Sie befinden sich sowohl im Ursprungsland, dem ehemaligen Tibet, als auch in Ladakh, Lahaul, Kinnaur, Nepal, Vietnam sowie in anderen Ländern Asiens und der Welt.

Im Alter von vier Jahren wurde Gyalwang Drukpa als Reinkarnation des elften Gyalwang Drukpa anerkannt. Er wurde im Jahr 1963 in Tso Pema im Bundesstaat Himachal Pradesh geboren. Für seine Ausbildung wurde er ins Hauptkloster Druk Sang Ngag Choeling in Darjeeling gebracht. Dort absolvierte er eine strenge spirituelle Schulung. Bereits im Alter von 13 Jahren hatte er den grössten Teil der traditionellen Studien abgeschlossen und die bedeutungsvollsten Werke spiritueller Lehren und Rituale sowie der buddhistischen Philosophie verinnerlicht.
Von Bedeutung für seine spirituelle, aber auch weltliche Ausbildung und Entfaltung war vor allem das Studium bei Meistern verschiedener Schulen der Tradition des tibetischen Buddhismus im Himalaya. Sie vermittelten ihm tiefe spirituelle Kenntnisse sowie tiefgreifende Erfahrungen für die globalen Zusammenhängen. Besonders geprägt wurde Gyalwang Drukpa durch den großen Nyingma Meister Zhichen Ontrul, der ihn laut eigener Aussage auf spiritueller wie auf der weltlichen Ebene massgebend geprägt hat.
Seine Mission sieht er darin, die universelle Harmonie und den inneren Frieden zu fördern, indem er die Grundsätze der Liebe und Wertschätzung in das tägliche Leben einbindet. Seine Arbeit umfasst die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, den Aufbau von Bildungseinrichtungen, medizinischen Kliniken und Arzneimittelzentren sowie den Wiederaufbau mehrerer Kulturstätten im Himalaya. Er ist der Gründer und Leiter der preisgekrönten Druk White Lotus School im indischen Ladakh, die ihren Schülern eine moderne Ausbildung bietet und gleichzeitig ihre lokale Kultur bewahrt. Damit die Frauen im abgelegenen Himalaya eine gleichwertige Ausbildung erhalten, gründete er unter dem Dach von Druk Gawa Khilwa Nonnenklöster, in denen traditionelle spirituelle Methoden, Tibetisch, Englisch, Hindi und Computerkenntnisse sowie Kampfkünste gelehrt werden. Neben der Ausbildung von Mönchen und Laienanhängern im Himalaya reist er in viele Teile der Welt, um spirituell ausgerichtete Vorträge zu halten.

Drukpakloster

Klösterliche Zeit

Pema Wangyal wurde in einer tibetischen Siedlung im Bundesstaat Odisha am Golf von Bengalen geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Die ersten Schuljahre verbrachte er in Mussoorie in der tibetischen Schule bis er mit der Einwilligung seiner Eltern mit zehn Jahren für zwei Jahre in die lokale Klosterschule wechseln durfte. Nach der Ausbildungszeit in der Klosterschule in seinem Heimatort zog er auf eigenen Wunsch nach Bhutan ins Kloster Ralung Shedrupling.

Nach fünf Jahren trat er in Darjeeling ins Hauptkloster der Drukpa Kagyü Schule ein. Im Ausbildungszentrum studierte er die philosophischen Lehren und vertiefte sich in die Yogalehren und deren Praxis. Seine Ausbildung mit Sicht auf den Himalaya war reicht gefüllt mit Unterweisungen und Einweihungen. Musik und die Kunst der Mandalas vervollständigten sein Studium rund um das Erlernen der englischen Sprache und Hindi. Auch standen naturwissenschaftliche Fächer während seiner Hochschulzeit auf dem Stundenplan.

Neben dem Studium engagierte sich Lama Pema Wangyal seit 2001 im Indo Tibetan Friendship Movement und arbeitet ehrenamtlich in sozialen Diensten.

Vor seiner Ankunft im Tibet Institut Rikon in der Schweiz studierte er während neun Jahren auf der Universität CIHTS in Varanasi die indischen und buddhistischen Klassiker der Philosophie, Sanskrit und Englisch. Nachdem er von der Central Tibetan Administration in Dharamsala als Vertreter der Kagyü Schule ausgewählt wurde, kam er 2006 in die Schweiz ins Tibet-Institut Rikon, wo er bis Ende 2022 lebte und arbeitete.

Im Tibet Institut Rikon war er von 2006 bis 2022 der Vertreter der Kagyü Schule. Er unterrichtet während sechzehn Jahren im Tibet Institut Yoga, Meditation und philosophische Themen. Des weiteren war er der spirituelle Betreuer und Berater von der Tibetischen Gemeinschaft der Kagyü Schule. Im Tibet Institut hat er viele Führungen mit Firmen, Schulgruppen, Studentengruppen und diversen Organisationen organisiert und geleitet.

Neben seinen klösterlichen Pflichten widmete er sich während sechs Jahre einem Naturwissenschaftlichen Studium. 2017 begann er an der Universität Zürich Sinologie und Psychologie zu studieren.

Am 15. Februar 2023 eröffnete er das erste Drukpa Kagyü Zentrum in Kollbrunn im Kanton Zürich. Das Zentrum ist für alle tibetischen Angehörigen der Drukpa Kagyü Linie und für alle interessierten westlichen Menschen geöffnet.

Mit viel Mut und Selbstvertrauen hat er aus der Sicherheit des Klosterlebens einen riesengrossen Schritt in die Selbständigkeit gewagt, um seinem Weg in die Freiheit zu folgen.

Naomi King
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Mein Weg ist der Weg eines freien Lamas.

Lama Pema Wangyal

Gründung

Anfang 2023 am 15. Februar hat Lama Pema in Kollbrunn das erste Zentrum der Drukpa Kagyü Schule in der deutschsprachigen Schweiz eröffnet. Im Zentrum werden Yoga, Meditation und die philosophischen Methoden der Kagyü Drukpa Schule vermittelt. Ein reichhaltiges Angebot an Kursen, Seminaren und spirituellen Reisen laden zu einem Besuch ein.

Ein weiteres Angebot von Lama Pema Wangyal sind die Pilgerreisen in ferne Länder wie Vietnam, Laos, Sri Lanka, Nepal, Tibet und Indien. Die Reisen sollen eine Zeit der inneren Einkehr und Freude sein. Auf den Spuren der vielfältigen Traditionen werden Tempel- und Klosterbesuche, Yoga und Meditation und der Genuss der einheimischen Küche zu unvergesslichen Erlebnissen. Abenteuerlich und zugleich genussvoll, denn Pema liebt das Erleben unbekannter Kulturen und deren leckere Küche.

Samthar Projekt

Lama Sonam Lepcha hatte den Wunsch ein Kloster und einen Stupa für den Weltfrieden in Kalimpong im indischen Bundesstaat Westbengalen zu bauen.

Das Land für die Verwirklichung seines Traums war vorhanden als er starb. Pema Wangyal hat die Geschäftsleitung des Projekts übernommen und sich bereit erklärt den Bau der Weltfriedensstupa und den Aufbau des Klosters in Angriff zu nehmen.

Das Projekts wird über die Grosszügigkeit von Sponsoren und Spenden finanziert. Grosszügigkeit ist eine Qualität der buddhistischen Lehre, um Geben und Nehmen in ihrer Ausgeglichenheit anzustreben.

Drodon Foundation

Die Drodon Foundation ist ein Kinderprojekt mit dem Ziel die zukünftige Generation zu unterstützen. Lama Pema Wangyal möchte innerhalb der Drodon Foundation die Bildung von Kindern und Jugendlichen fördern und ärmere Menschen der asiatische Gesellschaft unterstützen.

So hat er beispielsweise in seinem Heimatort im Bundesstaat Odisha für den Kindergarten eine Toiletten- und Duschanlage bauen lassen.

In Kalimpong im Bundesstatt Westbengalen wird mit den Spendengeldern von Sponsoren und Gönnern ein Schulprojekt unterstützt. Lama Pema Wangyal ist es ein grossen Anliegen die Verbesserung der Hygiene und Sauberkeit in den asiatischen Ländern zu fördern. In der tibetischen Schule in Kalimpong werden Waschräume und Toiletten für die Schüler- und Lehrerschaft gebaut und die Versorgung mit frischem Trinkwasser gesichert.

Anfang des neuen Schuljahres werden Schulmaterialien an die Kinder und Jugendlichen abgegeben, um die Bildung zu fördern.

Eigenverantwortung lehren

Seine Hilfsprojekte «Samthar» und «Drodon Foundation» dienen dem einzelnen Menschen, damit er lernt sich schlussendlich selbst zu helfen. Sie sollen in keiner Abhängigkeit verweilen, sondern die Möglichkeit haben den Schritt in ein freies und selbstbestimmtes Leben zu tun.

Bildung ist ein wertvoller Grundstein für ein freies Leben.

Lama Pema Wangyal

Atemtechnik der Neunfachen Reinigung

Um einen kleinen Einblick in die Lehrtätigkeit von Lama Pema Wangyal zu erhalten, zeigt er im nachfolgenden Video eine traditionelle tibetische Atemtechnik. Die Neunfache Atemreinigung dient der Reinigung der seitlichen Atemkanäle und der Vertiefung der Atmung. Sie gehört zu den vorbereitenden Übungen und wird in jeder Lu Jong Praxiseinheit eingebaut.

Ankündigung Artikel im YOGA! Das Magazin

Artikel im YOGA! Das Magazin 3/2024, das Magazin erscheint am 06. September 2024 und ist auch am Kiosk erhältlich. Gerne können Sie das Magazin direkt bestellen: info@luselva.ch

Artikel zum Thema: Lama Pema Wangyal - Mein Weg ist der Weg eines freien Lamas

Naomi King Yogalehrerin Meditationslehrerin und Achtsamkeitscoach
Naomi King

Der erste Schritt mit Yoga, Meditation und Achtsamkeit beginnt mit der inneren, fokussierten Ausrichtung: «Niemand kann die Brücke bauen, auf der ich über den Fluss des Lebens schreite, niemand ausser ich selbst.»