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Atmen - die Essenz des Lebens

Der Atem hat eine verbindende Kraft zwischen Körper, Geist und Seele. Egal in welcher Kultur der Mensch lebt, einen Blick in die Atemlandschaft zwischen Körper und Geist und Seele zu werfen, hat einen verbindenden und dynamischen Aspekt über alle Kontinente hinweg.

Vitalfunktion Atmen

Im Wunderwerk Atmung findet die Auseinandersetzung mit dem unbewussten Atmen und dem bewussten Atmen statt. Dabei spielen die Vitalfunktionen, die von der Medizin als die Körperfunktionen zur Sicherung der Lebensvorgänge eines Organismus bezeichnet werden, eine elementare Rolle. Deren unterbrechungsfreie Funktion ist unabdingbar, um das Leben eines Menschen zu gewähren.

Vitalfunktionen

Die Vitalfunktionen mit der höchsten Priorität sind die Atmung und die Herz- und Kreislauffunktionen und im weiteren Sinn auch die Hirnfunktion oder das Bewusstsein.

Zu den Vitalfunktionen der zweiter Stufe werden der Wasser-Elektrolythaushalt, der Säure-, Basenhaushalt, die Nierenfunktion und der Wärmehaushalt gezählt.

Der Atem hat einen wichtigen Einfluss auf die Regulation der Körperfunktionen. Ohne dass der Mensch etwas tun muss funktioniert die Atmung. Darin gleicht die Atmung anderen Körperfunktionen wie der Verdauung, dem Herzschlag oder der Pupillenreaktion der Augen.

Anders als die anderen Vitalfunktionen kann der Atem bewusst beeinflusst werden und vom unbewussten Atmen zur bewussten Atemführung gelangen.

Die Atmung ist einmalig im Körper, sie ist die einzige Vitalfunktion, die willentlich gesteuert werden kann.

Bewusste Atmung

Aufatmen

Das unbewusste Atmen folgt dem natürlichen Rhythmus der körperlichen, psychischen und emotionalen Verfassung. Diese unbewusste Atmung sagt etwas über den gegenwärtigen Zustand eines Menschen, dessen Grundtyp und Konstitution aus.

Die Klarheit der bewussten Wahrnehmung kann das unbewusste Atmen zum bewussten Atmen führen. Das bewusste Atmen kann kognitive, mentale und seelische Strukturen sichtbar werden lassen. Im Feld des bewusst zugelassenen Atmens ist der Atem willentlich steuerbar und kann geführt werden. Die komplexen Verschaltungen in den verschiedenen Gehirnstrukturen lassen dies zu. Dabei spielen die Hypophyse und der Hypothalamus eine wichtige Rolle. Hier wird der Atmen mit der sensomotorischen Peripherie des Körpers verbunden, beispielsweise den Armen und den Beinen.

Der Atem erhält durch das lymphatische System zudem eine emotionale Färbung. Denn, je tiefer der Atem, umso tiefer wird wahrgenommen und gefühlt. Wird der Atem in der muskulären Festhaltung geübt, können Gefühle besser kontrolliert werden. Durch die bewusste Einatmung wird der Atem zur Inspiration, in der achtsamen Ausatmung zum Wort und zur Sprache, zur Grundlage der menschlichen Kommunikation. In der Atemstille kann der Mensch mit seinem innersten Wesenskern und Potenzial in Verbindung treten.

Wenn diese Verbindung von Körper, Geist und Seele gelingt, entsteht ein hohes Mass an Selbstwirksamkeit. Die Bewusstheit des Fühlens, des Empfindens und des Seins können mit der Intuition vereint werden.

Die Kunst des Atems und somit die Essenz des Lebens kennt keine Grenzen. Sie ist keine Einzigartigkeit einer kulturellen Lehre, sie ist universell.

Naomi King

Aloha und der Atem

Dem Atem kommt auch auf der Inselkette Hawai eine besondere Rolle zu. Diese Bedeutung lässt sich schon in der Sprache erkennen. Die hawaiische oder hawaiianische Sprache ist die Sprache der polynesischen Ureinwohner der Hawaii Inselgruppe, den Kānaka Maoli.

In der hawaiianischen Sprache wir der Atem durch das Wort *Ha* ausgedrückt. Die Silbe Ha findet sich in zahlreichen Ausdrücken, von *Ha*-wai über Alo-*ha* bis *Ha*-loa, das für die Beziehung zur Mutter Erde steht.

Die Verbindung zwischen der Mutter Erde und dem Menschen ist auf Hawai stark spürbar und erfahrbar.

*Ha* steht für die hawaiianische Bevölkerung auch für die Essenz des Lebens und die Verbindung zum göttlichen Aspekt. Der Atem ist das Fahrzeug zur Kultivierung der Verbindung von Körper, Geist und Seele. Der Atem ist das Werkzeug, um in die eigene Mitte zurück zu kommen. "Ha" symbolisiert die Verbindung zu sich Selbst und somit zur Essenz des Lebens.

Die bewusste Verbindung mit dem eigenen Atem kultiviert die Kraft des Atems, die sich über den eigenen Körper hinaus ausbreitet und sich mit dem grossen, universellen Atem verbindet. So entsteht die verbindende Essenz von unten nach oben und von oben nach unten und der Mensch vereint sich mit dem universellen Atemrhythmus.

Die Bewusstheit des Atems von Augenblick zu Augenblick, stets vollkommen in der Gegenwärtigkeit, widerspiegelt die Atemkraft der ursprünglichen Natur.
Die verbindende Essenz des Rhythmus der Mutter Erde mit dem väterlichen Aspekt des Himmels.

Naomi King

Taiki Nishino Atemmethode

Die Taiki Nishino Atemmethode wurde durch Kozo Nishino begründet. Sein jahrelanges Lernen und Wissen in den verschiedenen Disziplinen der Medizin, Ballett und der japanischen Kampfkünste vereinte Kozo Nishino und entwickelte die Nishino Breathing Methode. Die Grundbasis der Methode beruht auf dem Verständnis der Lebensenergie Ki, wie diese verstanden und genutzt werden kann. Dabei wird das Verständnis und die Sensibilisierung für das lebendige Ki gefördert.

Die Nishino Breathing Methode ist eine wirksame Technik, um die Lebensvitalität wiederzuerlangen und echte Freude in den Alltag zu bringen. Dieser Prozess wird mit spezielle Atem-, Bewegungs- und Wahrnehmungstechniken über die Bauch-Hirn-Achse intensiviert. Die Lebensenergie Ki erfährt eine massive körperliche und geistige Erfrischung, vergleichbar mit einer Dopamindusche. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der die Antriebskraft und Steigerung der Glückshormone beeinflusst.

Studien zu der Taiki Nishino Atemmethode belegen, dass die Atemtechnik zu erheblichen Veränderungen innerhalb der immunologischen Prozessen führt. Die Taiki Nishino Methode ist in drei Schritte eingeteilt, um die Prozesse in Gang zu setzen und die Lebensenergie Ki wiederzugewinnen und zu stärken.

In der Anwendung und Ausführung der Taiki Nishino Atemmethode wird der Fokus auf das Erleben der lebendigen Ki Lebensenergie gelenkt.

Sokushin Atemtechnik

Die Sokushin Atemtechnik repräsentiert eine besondere Übung, die verschiedene Techniken zu einer äußerst wirksamen und praktikablen Methode kombiniert. Sie verschmilzt einen inneren Wahrnehmungsprozess harmonisch mit der bewussten Atmung in Bewegung. Erwähnenswert ist, dass wissenschaftliche Studien bei ähnlichen Wahrnehmungsübungen eine signifikante positive Auswirkung auf das psychische Wohlbefinden nachgewiesen haben.

Während der Übung durchläuft der Praktizierende eine Art Körperscan, beginnend von den Füßen bis zum Kopf und wieder zurück. Dabei werden spezielle Körperpositionen eingenommen, die zu einer äußerst effizienten Entspannung und verbesserten Atmung führen. Gleichzeitig wird eine leicht erlernbare Atemtechnik angewendet.

Diese Kombination verleiht der Übung ihre Einzigartigkeit und Effizienz und ermöglicht eine gesteigerte Körperwahrnehmung, eine schnelle und tiefe Entspannung sowie eine verbesserte Regeneration. Diese Technik ist mehr als eine blosse Atemübungen, sie ist ein Schlüssel zur Steigerung unserer Lebensenergie und Vitalität im Alltag.

Karin Schwingen und Atmen

Ein wesentlicher Aspekt dieser Technik ist das harmonische Zusammenspiel zwischen Arm- und Rumpfbewegungen. Es wird angenommen, dass diese Koordination einen direkten Zugang zu unserem entwicklungsgeschichtlich älteren Gehirn ermöglicht.

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das ältere Gehirn, dank neu entdeckter Gruppierungen von Nervenzellen, unter anderem für die Steuerung von Rumpfbewegungen verantwortlich ist. Demgegenüber steuert das neuere Gehirn Bewegungen in Armen und Beinen. Die intelligente Koordination von Arm- und Rumpfbewegungen, wie sie in der Karin-Technik praktiziert wird, könnte gezielt tiefere Hirnregionen aktivieren, die mit Vitalitätszentren im Gehirn in Verbindung stehen. Professor Nukiwas Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass auf diese Weise diese Vitalitätszentren im Gehirn bewusst stimuliert werden können. Ein Ansatz, der von der wissenschaftlichen Gemeinschaft bis vor kurzem noch als unwahrscheinlich betrachtet wurde.

Beim Praktizieren der Karin-Schwingübungen kann man beobachten, wie sich Verspannungen ganzheitlich lösen und der Körper an Geschmeidigkeit gewinnt. Viele Übende berichten, dass sie schon nach wenigen Schwungübungen auf natürliche Weise in einen meditativen Zustand gelangen, fast als würde es von selbst geschehen.

Die Rotationen justieren zudem die Rumpfmuskulatur präzise, wodurch ein Gefühl einer klaren, vertikalen inneren Achse entsteht. Dies ist von großer Bedeutung für die spätere nonverbale Signal-Kommunikation.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Technik eine unkomplizierte und überall durchführbare Bewegungsform bietet, die einen direkten und vor Allem bewussten Zugang zu unseren Vitalitätszentren eröffnen kann.

Taiki nonverbale Kommunikation

Die Taikiübung ist eine Art Prüfstein der Methode. Hier kommunizieren die Übenden ihre neu gewonnene Vitalität nonverbal einem Partner. Diese Interaktion kann so intensiv sein, dass sie physische Reaktionen wie Lachen, Schreien oder schnelle Bewegungen, wie plötzliches Rennen, hervorruft. Diese Übungen erweisen sich als ein objektivierbares Erlebnis von Vitalität. Das Ergebnis ist ein wunderbar angenehmes Gefühl der Erfrischung, verbunden mit einer gleichzeitigen Empfindung der Erdung.

Für Neupraktizierende der Nishino Methode mag die Taikiübung anfangs eine Herausforderung darstellen. Jedoch weicht diese anfängliche Schwierigkeit schnell, sobald die Übenden die kraftvolle Reaktion am eigenen Leib erfahren und intuitiv erkennen, dass diese Kraft vollkommen natürlich und äusserst wohltuend ist und sich positiv in den Alltag ergiesst.

Besonders faszinierend ist, dass innerhalb weniger Sekunden die positiven Effekte der vorherigen Einzelübungen deutlich gesteigert werden. Dies führt zu einem intensiven Erlebnis von Freude, Energie und Entspannung zugleich.

Die Ausführungen von Professor Nukiwa liefern in diesem Zusammenhang aufschlussreiche Einblicke. Sie legen nahe, dass die durch Partnerübungen hervorgerufenen Reaktionen, betrachtet im Kontext neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, als besonders positive physische und psychische Antworten verstanden werden können. Diese sind offenbar eng mit dem extrapyramidalen System verknüpft und führen zur Ausschüttung von Neurotransmittern, die unterstützende und wohltuende Effekte hervorrufen.

Freitauchen

Als Freitaucher zählt auf dem Weg in die Tief eine stabile innere Ausgeglichenheit und das Wissen um die eigenen Grenzen. Des weiteren spielt das unermessliche Potenzial des Atems im Freitauchen eine elementare Rolle.

Im Freitauchen ist es ein Ziel, mit möglichst wenig Atem möglichst lang und möglichst tief zu tauchen. Um dieses entscheidende Ziel zu erreichen, muss mit Hilfe von Atemtechniken ein Maximum an Vitalkapazität über die Lunge erschaffen werden. Das sogenannte Karpfenmanöver erlaubt es den Freitauchern sogar mehr als hundert Prozent Atemluft aufzunehmen, beziehungsweise zusätzlichen Sauerstoff nachzuschlucken.

Apnoe Tauchen

Ohne Druckluftflasche tauchen die Freitaucher und Sportler in Tiefen von mehr als 200 Metern. Eine unvorstellbare Leistung, die medizinisch nicht zu erklären ist, denn normalerweise ist der Mensch ohne Hilfsmittel in solchen Tiefen nicht überlebensfähig.

Auch die Fähigkeit ohne Sauerstoff mehr als sieben oder acht Minuten unter Wasser auszukommen, grenzt an ein Wunder. Das spezielle Können der Freitaucher hat dem Apnoe Tauchen den Nimbus des Mystischen verliehen.

Apnoe bedeutet Atemstillstand.

Wie schaffen es die Extremsportler zu überleben? Hochtrainierte Ausnahmeathleten haben einen sehr niedrigen Ruhepuls von etwa sechs bis sieben Schlägen pro Minute. Das Herz und die Lunge sind vergrößert und versorgen den Körper auch bei anhaltender Belastung ausreichend mit Sauerstoff. Damit lässt sich der sogenannte breath-hold breaking point hinauszögern. Damit ist der Moment gemeint, in dem der Körper den Atemreiz nicht mehr unterdrücken kann. Auch wenn man die Luft anhält, werden die Organe und das Gehirn noch eine gewisse Zeit mit dem im Blut verbliebenen Sauerstoff versorgt. Gleichzeitig steigt aber der Kohlendioxydspiegel, da das Gas nicht ausgeatmet wird.

Rezeptoren im Körper registrieren sowohl den Sauerstoffgehalt als auch den Anteil an Kohlendioxyd (CO2). Übersteigt der CO2-Spiegel einen bestimmten Wert, schaltet der Körper ein Notfallprogramm ein. Der Atemreiz lässt sich dann nicht mehr willentlich unterdrücken.

Das Freitauchen ermöglicht eine enge Verbindung zum Körper, Atem und zu sich selbst. Der Aufenthalt im Wasser wirkt sich unmittelbar auf die Prozesse und Funktionen im Körper aus. Das Herz schlägt langsamer, die Sinnesfunktionen des Gehirns werden heruntergefahren, der Puls verlangsamt sich und der Körper benötigt weniger Sauerstoff. Gleichzeitig setzt eine Blutumverteilung ein, dabei wird sauerstoffreiches Blut in die lebenswichtigen Organe transportiert, vor allem in die Lungen und ins Gehirn.

Mentale Techniken unterstützen den Freitaucher mit Sauerstoffmangel und Ängsten umzugehen, denn es ist wichtig die eigenen Gedanken zu steuern und kontrolliert zu managen. Die wirkungsvolle Methode den Fokus auf den langsamer werdenden Herzschlag zu lenken und zu erleben wie Körper und Geist zusammenarbeiten ist eine eindrückliche Erfahrung. Dadurch entsteht relativ schnell eine vertiefte Entspannung, die auch dem Anhalten des Atems entgegen kommt.

Mit einem unruhigen Geist ist das Tauchen schwierig, ebenso mit einem angespannten Körper.

In allem was der Mensch tut, ist die Essenz des Lebens enthalten. Wird sich der Einzelne bewusst wie viel Potenzial in dieser Kraft des Lebens liegt, entsteht eine innere Gewissheit frei zu sein. Dieses innere Potenzial zu nutzen, bedeutet die Macht über die eigene Lebensenergie selbst in die Hand zu nehmen.

Wie ein Schmid zu schmieden und ein einzigartiges Mass an Lebensessenz durch beständiges Üben zu kultivieren.

Atem - das Mysterium des Lebens

Naomi King Yogalehrerin Meditationslehrerin und Achtsamkeitscoach
Naomi King

Der erste Schritt mit Yoga, Meditation und Achtsamkeit beginnt mit der inneren, fokussierten Ausrichtung: «Niemand kann die Brücke bauen, auf der ich über den Fluss des Lebens schreite, niemand ausser ich selbst.»